Zinswende, Bankenstress und Machtpoker – die Welt sortiert sich neu

19.10.25 11:13 AM - Von Mitarbeiter




Liebe Leserinnen und Leser,

 

die globale Gemengelage verändert sich schneller, als es die Märkte bislang wahrhaben wollten. Die Federal Reserve leitet eine neue Phase geldpolitischer Lockerung ein, US-Regionalbanken geraten erneut unter Druck, und die geopolitische Achse zwischen Washington, Moskau und Peking verschiebt sich spürbar. Was wie eine Häufung isolierter Ereignisse wirkt, ist in Wahrheit der Beginn eines neuen Zyklus – geprägt von Liquidität, Unsicherheit und einem wachsenden Bedürfnis nach Sicherheit.

Jerome Powell und Christopher Waller haben die geldpolitische Wende nun auch verbal vollzogen. Powell sprach auf der NABE-Konferenz in Philadelphia vom „Ende der Bilanzreduktion in den kommenden Monaten“, Waller forderte beim Council on Foreign Relations in New York offen eine weitere Zinssenkung – trotz noch solider Wachstumsdaten. Die Fed agiert derzeit faktisch im Blindflug, da der Government Shutdown offizielle Datenströme blockiert, doch die Botschaft ist klar:
Der Zinssenkungszyklus hat längst begonnen – und er verläuft schneller und stärker, als es der Markt noch im September erwartet hatte.
Laut CME FedWatch sehen 99 % der Marktteilnehmer eine Senkung um 25 Basispunkte beim Oktober-Meeting als sicher, weitere 94 % rechnen mit einem zusätzlichen Schritt im Dezember. Auch für 2026 wurde die erwartete Untergrenze deutlich nach unten verschoben. Die Folge: sinkende Realrenditen, ein schwächerer Dollar – und Rückenwind für Edelmetalle und Sachwerte.

Parallel wächst die Nervosität im US-Bankensystem. Neue Kreditabschreibungen und Betrugsfälle bei Regionalbanken wie Zions und Western Alliance erinnerten die Märkte an die Fragilität des Finanzsektors. Jamie Dimon warnte offen vor einer „zweiten Welle struktureller Spannungen“ und formulierte den Satz, der zum Symbol dieser Woche wurde: „Wenn du eine Kakerlake siehst, sind meist schon mehrere da.“ Die Folge war ein klassischer Risiko-Reflex: der VIX sprang an, Value- und Defensivwerte übertrafen Growth-Aktien deutlich, Kapital floss in Gold, Silber und US-Treasuries. Anleger suchen wieder Schutz – nicht Rendite.

Auch geopolitisch verschärft sich die Lage. Donald Trump, mittlerweile wieder US-Präsident, brachte mit seiner Androhung von 100 %-Zöllen auf chinesische Importe die Märkte kurzzeitig aus dem Gleichgewicht. Zwar relativierte er zum Wochenschluss, solche Maßnahmen seien „nicht nachhaltig“, doch das Signal bleibt: Die Rivalität zwischen den USA und China ist strukturell, nicht taktisch. Gleichzeitig kursierten Berichte über ein mögliches Treffen zwischen Trump und Wladimir Putin in Budapest – ein Schritt, der das globale Machtgefüge tiefgreifend verschieben könnte.

Der Westen könnte sich bald mit einer neuen Machtbalance konfrontiert sehen: Moskau, Peking und Washington unter Trump – eine Konstellation, die die geopolitische und rohstoffpolitische Ordnung der Welt neu definiert. Kein Zufall also, dass Gold auf ein neues Allzeithoch sprang und auch Silber seine jahrzehntelange Obergrenze hinter sich ließ. Kapital sucht Schutz – nicht Rendite.

Was war im DCX in der vergangenen Woche besonders auffällig?

Der Dynamic Commodity Index (DCX) stieg um +1,51 % auf 124,39 Punkte (YTD: +28,10 %). Treiber waren klar die Edelmetalle (Silber, Gold, Palladium), flankiert von Kaffee und Kupfer. Energie blieb der Bremsklotz (WTI – dritte Verlustwoche, Henry Hub schwach, TTF seitwärts), während Agrars gemischt tendierten: Weizen stabilisierte sich über 500 ¢, Zucker fiel weiter. Auf der FX-Seite half der schwächere USD dem Rohstoffkomplex; EUR/USD legte leicht zu. Auffällig: Trotz der heftigen Gewinnmitnahmen am Freitagnachmittag blieben die Wochengewinne der Edelmetalle intakt – das „Risk-Off“-Gebot dominiert weiterhin.

Baumwolle | +0,69 % | Long
Ruhige Woche mit solider Verteidigung der Tiefs; Saisonalität dreht ab Ende Nov. historisch positiv.

Bund Future | +0,49 % | Short
Sicherheitsgebot stützt Bund; 130 bleibt harter Widerstand – Short nur unter dieser Marke komfortabel.

EUR/USD | +0,31 % | Long
USD-Schwäche, Banken­sorgen & dovishe Fed-Pricing stützen die Erholung – 1,16 als Dreh- und Angelpunkt.

Gold | +5,79 % | Long
Neues ATH, dann scharfe Gewinnmitnahmen – über 4.200 $ bleibt der Aufwärtstrend intakt.

Henry Hub Gas | –4,21 % | Long
Lager weiter >5-Jahres-Durchschnitt; kältere Modelle sorgten nur für Bounce – Trigger erst >3,10 $.

Kaffee (Arabica) | +6,14 % | Long
ICE-Bestände sinken, Wetterrisiken (Brasilien) & Short-Covers treiben – Pullbacks bleiben kaufbar.

Kakao | +1,60 % | Short
Technische Erholung nach 20-Monats-Tief; Nachfrage schwach, Westafrika-Angebot steigt – Bias bleibt down.

Kupfer | +3,15 % | Long
Strukturelle Engpässe + Saisonalität stützen; nachhaltiger Break >500 ¢/lb wäre bullisches Signal.

Mais | +2,30 % | Long
Erste Wochen-Erholung seit einem Monat; schwächere Erträge & zögerliche Farmerverkäufe stützen.

Palladium | +4,30 % | Long
Höchstes Niveau seit 2023, dann 10 % Intraday-Rücksetzer – strukturelle Enge bleibt die Story.

Platin | –1,44 % | Long
Nach 14-Jahreshoch heftige Gewinnmitnahmen; Defizit-These intakt, >1.600 $ bleibt Schlüsselzone.

Silber | +6,56 % | Long
Neues Allzeithoch, dann scharfer Freitag-Sell-off – >50 $ hält den Bullen-Case am Leben.

TTF Gas | –0,13 % | Long
Unchanged, aber fundamentale Risiken (niedrige DE-Füllstände, asiatische Winter-Nachfrage) nehmen zu.

Weizen | +1,15 % | Long
Erste Stabilisierung über 500 ¢ – fundamental weiter schwer, technisch leichte Bodenbildung.

WTI Crude Oil | –0,98 % | Long
Dritte Verlustwoche <60 $ – Überangebotssorgen dominieren; erst >60/62 $ Entlastung.


Fazit

Für Trader und Investoren bedeutet diese Gemengelage ein sensibles Gleichgewicht aus Risiko und Chance. Die Kombination aus geldpolitischer Wende, Bankenstress und geopolitischem Realignment schafft ein Umfeld, in dem sich Märkte neu kalibrieren. Liquidität fließt wieder, aber selektiv – in reale Werte, in Edelmetalle, in strategische Rohstoffe.
Wir bleiben daher taktisch, diszipliniert und selektiv positioniert – mit Fokus auf Märkte, deren fundamentale Storyline und Risikoparameter klar nachvollziehbar sind. Unsere Investitionsquote ist auf einem vernünftigem Niveau und wir können flexibel auf neue Setups reagieren. In einer Welt, in der Politik, Geldpolitik und Vertrauen enger denn je miteinander verwoben sind, bleibt Geduld die wertvollste Währung.
Ihr

Carsten S. Stork


Performance DCX 

aktueller Indexstand: 124,39
Wochenperformance: +1,51%
Seit Jahresanfang: +28,10%



DCX POSITIONEN

BAUMWOLLE - LONG

Baumwolle gewinnt auf Wochenbasis +0,69%.
Die letzte Woche im 15-Minuten-Chart:


Baumwolle bleibt langweilig – aber vielleicht nicht mehr lange

Der Baumwolle-Future an der ICE US legte in der vergangenen Woche um +0,69 % zu und schloss bei 64,28 US-Cent je Pfund. Zwischenzeitlich fiel der Kurs bis auf 62,71 US-Cent, doch Käufer griffen beherzt zu und verhinderten tiefere Verluste. Unterstützung kam von einer insgesamt stabilen Nachfrage und vorsichtigen Kommentaren aus dem Weißen Haus: Donald Trump zeigte sich vor dem anstehenden Treffen mit Chinas Führung optimistisch und räumte zugleich ein, dass die 100 %-Zölle auf chinesische Waren „nicht nachhaltig“ seien – ein Signal der Entspannung im globalen Handelskonflikt. 

ICE-zertifizierte Lagerbestände blieben mit 16.751 Bags stabil, während die Online-Auktion über The Seam, einer digitalen Plattform für den physischen Baumwollhandel in den USA, mit nur 155 verkauften Ballen zu 63,01 US-Cent ein weiterhin verhaltenes Handelsumfeld zeigte. Der weltweit anerkannte Cotlook A-Index, der die durchschnittlichen Exportpreise führender Herkunftsländer abbildet und damit als Referenz für den globalen Spotmarkt gilt, lag zuletzt bei 75,10 US-Cent. COT-Daten fehlen aufgrund des Government Shutdowns weiterhin, was die Markttransparenz erheblich einschränkt.

FAZIT

Saisonal nähert sich Baumwolle ihrem typischen Herbsttief – historisch ein Zeitraum, in dem sich häufig attraktive Long-Setups ergeben. Ab Ende November beginnt traditionell die stärkste Phase bis in den März hinein. Sollte die saisonale Struktur auch dieses Jahr greifen, könnte Baumwolle in den kommenden Wochen vor einer interessanten Aufwärtsbewegung stehen.



BUND FUTURE - SHORT

Der Bund-Future gewinnt auf Wochenbasis +0,49%. 
Die letzte Woche im 30min Chart: 


Bund-Future schwankt zwischen Risiko und Sicherheit – Widerstand bei 130 Punkten bleibt hartnäckig


Der deutsche Bund-Future zeigte sich in der vergangenen Handelswoche schwankend, konnte am Ende aber leicht zulegen: +0,49 % auf 129,96 Punkte. Zwischenzeitlich stieg der Kontrakt infolge geopolitischer Spannungen bis auf 130,59, wurde dort jedoch – wie bereits in den Wochen zuvor – konsequent abverkauft. Die Marke von 130 erwies sich damit erneut als technische wie psychologische Hürde. 

Auslöser der Kursbewegungen waren mehrere gegenläufige Impulse: Einerseits sorgten die erneuten Turbulenzen bei US-Regionalbanken und anhaltende Unsicherheiten um China für eine klassische Flucht in sichere Staatsanleihen. Andererseits belastete die Hoffnung auf Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China den Bund-Future zwischenzeitlich, als Investoren wieder stärker in risikobehaftete Assets umschichteten.

Auch das geldpolitische Umfeld blieb ein dominanter Treiber: Die Märkte rechnen inzwischen mit zwei weiteren Zinssenkungen der Fed bis Jahresende und einer EZB-Senkung bis Mitte 2026 – ein Szenario, das kurzfristig stützenden, mittelfristig aber dämpfenden Einfluss auf deutsche Anleihekurse haben dürfte.

FAZIT

Der Bund-Future bleibt im Spannungsfeld zwischen geopolitischer Unsicherheit und geldpolitischer Hoffnung. Solange die Marke von 130 verteidigt wird, überwiegt das Abwärtsrisiko, insbesondere wenn die Märkte zunehmend auf eine Entspannung im US-China-Konflikt setzen. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber wäre dagegen ein Signal für eine erneute Flucht in Sicherheit – doch aktuell bleibt der Future gefangen zwischen Risikoappetit und Absicherungsdruck.



EUR/USD - LONG

Der EUR/USD gewinnt auf Wochenbasis +0,31%.
Die letzte Woche im 30-Minuten-Chart: 


Euro mit technischer Erholung – Dollar verliert wieder an Stärke


Der EUR/USD konnte sich in der vergangenen Handelswoche weiter erholen und beendete die Woche mit einem moderaten Plus von +0,31 % bei 1,16545. Im Wochenverlauf kletterte das Währungspaar am Donnerstag zeitweise über die Marke von 1,17 USD und erreichte damit den höchsten Stand seit Ende August, bevor es zum Wochenschluss zu leichten Gewinnmitnahmen kam. Das Wochentief lag am Dienstag bei 1,15431 USD, womit die Euro-Rally technisch solide untermauert bleibt. 

Hintergrund der Erholung war vor allem die anhaltende Schwäche des US-Dollars. Der Dollarindex (DXY) verzeichnete ein Wochenminus von rund 0,4 %, belastet durch den Government Shutdown, wachsende Unsicherheit im Bankensektor und die zunehmend dovishen Zinserwartungen an die Federal Reserve. Nach den jüngsten Turbulenzen bei Regionalbanken wie Zions und Western Alliance kehrt das Misstrauen zurück – oder, wie Jamie Dimon es formulierte: „Wenn du eine Kakerlake siehst, sind meist schon mehrere da.“ Diese Zweifel an der Stabilität des US-Finanzsystems verstärken die Absetzbewegung vom Dollar zusätzlich.

Zudem gehen die Märkte inzwischen mit nahezu 100 % Wahrscheinlichkeit von einer Zinssenkung Ende Oktober aus – und erwarten bis Jahresende mindestens einen weiteren Schritt. Diese geldpolitische Neubewertung setzt die US-Währung zusätzlich unter Druck, während der Euro von der relativen Ruhe in der Eurozone profitiert.

FAZIT

Der Euro hat sich nach mehreren schwachen Wochen überzeugend zurückgemeldet. Solange die Marke von 1,16 USD hält, bleibt das technische Bild positiv. Doch entscheidend wird sein, ob sich die Sorgen um die US-Regionalbanken ausweiten. Sollte sich der Vertrauensverlust im Finanzsystem fortsetzen, könnte die Dollar-Schwäche an Momentum gewinnen – und dem Euro weiteren Auftrieb verschaffen.



GOLD - LONG

Gold gewinnt auf Wochenbasis +5,79%.
Die letzte Woche im 30-Minuten-Chart:


Gold läuft heiß – Allzeithoch erreicht, dann Gewinnmitnahmen

Der Gold-Future setzte in der vergangenen Handelswoche seine spektakuläre Rally fort und legte um +5,79 % zu. Am Freitag markierte das Edelmetall mit 4.392 USD je Unze ein neues Allzeithoch, bevor deutliche Gewinnmitnahmen einsetzten und der Kurs bei 4.267,9 USD ins Wochenende ging. Damit bleibt Gold das Aushängeschild der globalen „Risk-Off“-Bewegung – getrieben von Zinssenkungserwartungen, geopolitischen Spannungen und der anhaltenden Unsicherheit im US-Finanzsystem. 

Fundamental wird der Aufwärtstrend durch mehrere Kräfte gestützt. Zum einen hat sich die Aussicht auf weitere Zinssenkungen der Fed nochmals verstärkt, nachdem Fed-Governor Waller eine weitere Lockerung um 25 Basispunkte signalisiert und zugleich betont hat, dass die Geldpolitik „nur noch moderat restriktiv“ sei. Zum anderen bleibt der Government Shutdown ein Belastungsfaktor für das Vertrauen in die US-Administration – in Kombination mit neuen Kreditrisiken bei Regionalbanken (Zions, Western Alliance) wächst die Nachfrage nach sicheren Häfen spürbar.

Zusätzlichen Rückenwind erhält Gold durch starke ETF-Zuflüsse und anhaltende Zentralbankkäufe, insbesondere aus Asien. Kurzfristig sorgten jedoch Trumps Aussagen über eine mögliche Entspannung im Handelskonflikt mit China für eine leichte Gegenbewegung: Die Andeutung, ein 100 %-Zoll sei „nicht nachhaltig“, ließ Anleger am Freitag Gewinne realisieren – ohne den übergeordneten Trend zu brechen.

FAZIT

Gold bleibt der klare Gewinner in einem Umfeld aus geldpolitischer Wende, geopolitischer Unsicherheit und Finanzmarktrisiken. Der Rücksetzer vom Allzeithoch ist vor allem eine technische Verschnaufpause. Solange Gold oberhalb von 4.200 USD bleibt, dominiert der Aufwärtstrend. Sollte sich die Nervosität im US-Bankensektor erneut verschärfen, sind neue Höchststände nur eine Frage der Zeit.



HENRY HUB NATURAL GAS - LONG

Der Henry Hub Natural Gas-Future verliert auf Wochenbasis -4,21%. 
Die letzte Woche im 30min Chart: 


Erdgas stoppt Talfahrt – Kältere Prognosen sorgen für erste Käufe


Der Henry Hub Natural Gas Future hat in der vergangenen Handelswoche seine Abwärtsserie vorerst gestoppt. Nach einem erneuten Wochenminus von –4,21% – dem zweiten in Folge – schloss der Frontmonat am Freitag exakt bei 3,000 USD/mmBtu. Im Wochenverlauf war der Future zunächst weiter abgerutscht und markierte am Donnerstag mit 2,893 USD ein Dreiwochentief. Erst am Freitag setzte eine deutliche Erholung ein, ausgelöst durch kühlere Wetterprognosen für die zweite Oktoberhälfte und erste Eindeckungen leerverkaufter Positionen. 

Fundamental bleibt das Bild zwiespältig: Die US-Lagerbestände stiegen in der Berichtswoche um +80 Bcf, leicht unter den Erwartungen von +82 Bcf und unter dem Fünfjahresschnitt (+83 Bcf). Damit liegen die Vorräte mit 3.721 Bcf rund 4% über dem Fünfjahresdurchschnitt, was den Markt bislang klar bremst. Analysten erwarten zum Monatsende ein Rekordniveau von rund 3.900 Bcf – das höchste seit drei Jahren. Entsprechend bleibt das fundamentale Überangebot bestehen, auch wenn die Produktion zuletzt leicht nachgab.

Kurzfristig haben sich jedoch mehrere Faktoren verbessert: Die Wettermodelle deuten für Ende Oktober auf einen Temperatursturz im Nordosten und Westen der USA hin, was die Heiznachfrage ankurbeln könnte. Zugleich bleiben die LNG-Exporte auf Rekordniveau (über 16 Bcf/Tag) – ein stabilisierendes Element für den Markt. Auch die Hurrikan-Saison neigt sich ihrem Ende zu, was das Risiko weiterer Produktionsunterbrechungen im Golf von Mexiko verringert und den Fokus wieder stärker auf Nachfrage und Lagerdynamik lenkt.

FAZIT

Der Natural Gas Future hat eine erste technische Gegenbewegung gestartet – getragen von Wetterumschwung und Short Covering. Noch ist der Trend klar abwärtsgerichtet, doch die überverkaufte Lage und das bevorstehende Winterhalbjahr sprechen für eine mögliche Trendwende in den kommenden Wochen. Ein Anstieg über 3,10 USD wäre das erste technische Signal, dass die Bären ihre Kontrolle verlieren.



Kaffee - Long

Der Kaffee-Future gewinnt auf Wochenbasis +6,14%. 
Die letzte Woche im 10min Chart: 


Arabica bleibt unter Spannung – Wetterrisiken und niedrige Lagerbestände stützen die Preise


Der Arabica-Kaffee-Future war in der vergangenen Handelswoche einer der stärksten Rohstoffe überhaupt und legte um +6,14 % zu. Der Dezember-Kontrakt schloss bei 396,90 US-Cent/lb, nachdem er am Donnerstag kurzzeitig sogar über die psychologisch wichtige 400-Cent-Marke kletterte und im Hoch 418,50 US-Cent/lb erreichte – nur knapp unter dem Allzeithoch. Damit bestätigt sich der steile Aufwärtstrend, der seit Wochen von fundamentalen Engpässen, Wetterrisiken und geopolitischen Faktoren getragen wird.

Ein zentraler Treiber bleibt die massiv sinkende Lagerverfügbarkeit an der ICE in New York: Die akkreditierten Bestände fielen auf nur noch 467.110 Bags – ein neues 19-Monats-Tief. Das entspricht einem Rückgang von über 50.000 Säcken innerhalb weniger Tage. In Verbindung mit der anhaltenden Trockenheit in Brasiliens Schlüsselregion Minas Gerais und einer nun auf über 71 % geschätzten La Niña-Wahrscheinlichkeit wächst die Sorge vor Ernteausfällen für 2026. Diese Wetterrisiken haben die Marktteilnehmer spürbar nervös gemacht und aggressive Short-Eindeckungen ausgelöst.

Gleichzeitig prägen handels­politische Spannungen das Marktumfeld: Die in den USA weiterhin geltenden 50 %-Importzölle auf brasilianischen Kaffee führen zu Verwerfungen in der Lieferkette und stützen die Inlandspreise. Zwar gab es in Washington erste Gespräche über eine mögliche Lockerung der Zölle, doch konkrete Ergebnisse stehen aus. Bis dahin bleibt die Angebotslage angespannt.

FAZIT

Arabica bleibt klar in der Hand der Bullen. Die Kombination aus niedrigen Lagerbeständen, anhaltender Trockenheit in Brasilien und politisch begrenztem Angebot sorgt für anhaltenden Aufwärtsdruck. Kurzfristige Rücksetzer dürften vor allem technische Natur sein – solange sich die Preise oberhalb von 380 US-Cent/lb halten, bleibt der Trend intakt. Sollte sich die Wetterlage in Brasilien nicht rasch verbessern, könnte der Markt in den kommenden Wochen durchaus erneut einen Angriff auf das Allzeithoch wagen.


KAKAO - SHORT

Der Kakao-Future gewinnt auf Wochenbasis +1,60%. 
Die letzte Woche im 10min Chart: 


Kakao stabilisiert sich nach 20-Monats-Tief – Nachfrage bleibt schwach, Angebot steigt


Der Cocoa-Future zeigte sich in der vergangenen Handelswoche leicht erholt und legte nach mehreren Verlustwochen um +1,60 % zu. Der Dezember-Kontrakt schloss bei 5.917 USD/t, nachdem er am Freitag kurzzeitig über die psychologisch wichtige Marke von 6.000 USD/t kletterte, dort aber auf starken Verkaufsdruck stieß. Im Wochentief fiel der Future am Montag bis auf 5.657 USD/t – den niedrigsten Stand seit Februar 2024.

Die Erholung zum Wochenschluss war vor allem technischer Natur, denn fundamental bleibt der Druck auf die Preise bestehen. Neue Zahlen der Cocoa Association of Asia zeigen, dass die asiatische Verarbeitung im dritten Quartal um –17 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen ist – der schwächste Wert seit neun Jahren. Auch in Europa ging das Mahlvolumen um –4,8 % zurück, während Nordamerika einen leichten Anstieg von +3,2 % meldete – allerdings verzerrt durch neue Berichtspflichten. Die Daten bestätigen den globalen Nachfragerückgang, der bereits seit Monaten auf den Kakaopreis drückt.

Auf der Angebotsseite sorgen die steigenden Erntemengen in der Elfenbeinküste und Ghana für zusätzlichen Gegenwind. Beide Länder haben die Erzeugerpreise kräftig angehoben, was den Absatz der Bohnen ankurbelt und die Liefermengen an die Häfen steigen lässt. Laut aktuellen Zahlen hat Ghana seine Kakaolieferungen an die Exporthäfen im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht, während in der Elfenbeinküste die Haupternte vielversprechend angelaufen ist. Das deutet auf ein globales Überangebot im neuen Erntejahr 2024/25 hin.

Ein leicht stützender Faktor bleibt der Rückgang der ICE-zertifizierten Lagerbestände, die zuletzt auf 1,87 Mio. Säcke gefallen sind – ein Sechsmonatstief. Außerdem birgt die bevorstehende Präsidentschaftswahl in der Elfenbeinküste geopolitisches Risiko: Sollte es zu Protesten oder Blockaden kommen, könnten Lieferketten kurzfristig gestört werden.

FAZIT

Kakao hat nach der Korrektur erstmals wieder Stabilität gefunden, doch die fundamentale Lage bleibt schwach. Die Nachfrage bröckelt, während die Ernten in Westafrika zunehmen. Kurzfristig sind technische Gegenbewegungen möglich, mittelfristig dürfte der Preisdruck aber anhalten – insbesondere, wenn sich die Anzeichen für ein Angebotsüberschussjahr bestätigen. Nur eine geopolitische Eskalation oder wetterbedingte Ausfälle könnten den Trend vorübergehend drehen.


KUPFER - LONG

Der Kupfer-Future gewinnt auf Wochenbasis +3,15%. 
Die letzte Woche im 30min Chart: 


Kupfer bleibt gefragt – strukturelle Engpässe und Saisonalität treiben die Preise


Der Kupfer-Future an der CME zeigte sich in der vergangenen Handelswoche erneut äußerst robust und setzte seine beeindruckende Aufwärtsbewegung fort. Der meistgehandelte Dezember-Kontrakt (HGZ25) legte um +3,15 % zu und schloss bei 499,75 US-Cent/lb, nachdem er im Wochenverlauf kurzzeitig auf 518 US-Cent/lb gestiegen war – den höchsten Stand seit Anfang September. Vom Wochentief bei 492 US-Cent/lb erholte sich der Markt damit deutlich und bestätigte den intakten Aufwärtstrend, der sich seit Spätsommer durch fundamentale Angebotsrisiken und saisonale Nachfragebelebung stützt.

Die Marktbewegung war erneut von hoher Volatilität geprägt. Nach einer technischen Korrektur zur Wochenmitte, ausgelöst durch Gewinnmitnahmen und kurzzeitige Zinsängste, kehrten bereits am Donnerstag wieder deutliche Käufer in den Markt zurück. Ausschlaggebend waren die wachsende Überzeugung, dass die Federal Reserve im Oktober und Dezember weiter lockern wird, sowie die anhaltende Schwäche des US-Dollars. Diese geldpolitische Perspektive sorgt für anhaltenden Rückenwind bei Industriemetallen, da fallende Zinsen den Finanzierungsspielraum für Infrastruktur- und Energiewendeprojekte erweitern.

Fundamental bleibt das Bild klar bullisch. Mehrere Produktionsprobleme in Chile, Peru und Indonesien – darunter Streiks, Wasserknappheit und unplanmäßige Wartungsstillstände – haben das globale Angebot spürbar verknappt. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage in den USA und Teilen Europas stabil. Besonders die Bau- und Elektroinfrastruktur zeigen sich als Stütze des physischen Kupfermarkts. Auch die strategische Neubewertung westlicher Regierungen, sich unabhängiger von chinesischen Raffinerieketten zu machen, stützt die mittel- bis langfristige Preisentwicklung.

Saisonal befindet sich Kupfer jetzt in seiner historisch stärksten Phase des Jahres. In den vergangenen 15 Jahren legten die Preise zwischen Oktober und Mai durchschnittlich zweistellig zu – getragen von winterlichen Infrastrukturprogrammen in den USA, verstärkter Nachfrage aus der Energiebranche und frühzeitigen Lageraufbauten vor dem Frühjahr. Diese Saisonalität fällt diesmal mit einem strukturellen Defizit zusammen, was das Momentum zusätzlich verstärkt.

FAZIT

Kupfer bleibt einer der spannendsten Rohstofftrades dieses Zyklus. Das Zusammenspiel aus fundamentalen Engpässen, geldpolitischer Unterstützung und saisonaler Stärke spricht für anhaltend hohe Preise. Sollte die Marke von 500 US-Cent/lb nachhaltig überwunden werden, wäre ein Ausbruch über die bisherigen Jahreshochs wahrscheinlich. Kurzfristige Rücksetzer bieten in diesem Umfeld weiterhin attraktive Einstiegschancen in einen Markt, dessen struktureller Aufwärtstrend intakt ist – und dessen Bedeutung im globalen Elektrifizierungszyklus stetig wächst.


MAIS - LONG

Der Mais-Future gewinnt auf Wochenbasis +3,15%. 
Die letzte Woche im 30min Chart: 


Corn Futures mit erster Erholung seit einem Monat – schwächere Ernteerträge stützen die Preise


Der Mais-Future an der CBOT konnte sich in der vergangenen Handelswoche spürbar erholen. Nach mehreren Wochen anhaltenden Drucks legte der Dezember-Kontrakt (ZC Z25) um +2,30 % zu und schloss bei 423 US-Cent je Bushel. Das Wochentief lag am Dienstag bei 409,25 US-Cent, von wo aus der Markt kontinuierlich anzog und schließlich nahezu auf dem Wochenhoch aus dem Handel ging. Damit gelang Mais der erste Wochengewinn seit rund einem Monat – getragen von einer Kombination aus rückläufigen Ertragserwartungen, zurückhaltenden Farmerverkäufen und anziehender physischer Nachfrage.

Besonders die unsicheren Ernteergebnisse in den USA stützen die Kurse. Aus mehreren Regionen im Mittleren Westen wird gemeldet, dass die Erträge teils unter den Erwartungen liegen – was die Aussicht auf eine neue Rekordernte in Frage stellt. Hinzu kommt, dass aufgrund des anhaltenden Government Shutdowns keine offiziellen USDA-Zahlen zu Erntefortschritt oder Ertragsschätzungen veröffentlicht werden, was die Marktteilnehmer zu eigenen Schätzungen zwingt und die Volatilität erhöht.

Auch die langsamen Farmerverkäufe sorgen für ein knappes Angebot am physischen Markt. Viele Landwirte halten ihre frisch eingebrachten Bestände zurück, da aktuelle Preise unter den Produktionskosten liegen. Dadurch entsteht ein Angebotsvakuum, das Futures-Preise kurzfristig stützt. Parallel dazu bleiben die Cash Markets fest, während große Abnehmer wie ADM in den USA zusätzliche Anreize für Lieferungen schaffen.

Wetterseitig steht der Markt unter Beobachtung: Im Westen des Corn Belt ist die Ernte weit fortgeschritten, während im Osten kommende Regenfälle die Arbeiten verlangsamen dürften. Dennoch könnte die Niederschlagslage die Wasserstände entlang des Mississippi leicht anheben und damit die Transportkosten etwas senken – ein kleiner Lichtblick für die Logistikseite des Handels.

FAZIT
Der Maismarkt zeigt sich nach wochenlanger Schwäche erstmals wieder stabil. Sinkende Ertragserwartungen, zögerliche Verkäufe und ein knappes physisches Angebot wirken preisstabilisierend, während die fehlenden Regierungsdaten zusätzliche Unsicherheit schaffen. Kurzfristig könnte sich diese technische Erholung fortsetzen, sofern sich die Ertragslage weiter eintrübt und keine deutlichen Entspannungssignale aus der Handels- oder Wetterfront eintreffen. Mittel- bis langfristig bleibt entscheidend, ob sich die globale Nachfrage im Winterhalbjahr wieder belebt – insbesondere durch steigende Futtermittelnachfrage in Asien.


PALLADIUM  - LONG

Palladium gewinnt auf Wochenbasis +4,30%.
Die letzte Woche im 30-Minuten-Chart:


Palladium mit kräftigem Wochenplus – nach Rally folgt technische Verschnaufpause


Der Palladium-Future zeigte in der vergangenen Handelswoche ein spektakuläres Wechselspiel aus Rally und Korrektur. Nach einem Zwischenspurt auf das höchste Niveau seit April 2023 kam es zum Wochenschluss zu deutlichen Gewinnmitnahmen. Der Future legte auf Wochensicht dennoch um +4,3 % zu und schloss bei 1.516 USD je Unze, nachdem er am Donnerstag ein Hoch von 1.695 USD erreicht hatte – ein intraday-Rücksetzer von fast 10 %. Trotz der scharfen Korrektur bleibt Palladium damit einer der stärksten Metalle des Jahres. 

Fundamental wird der Markt weiterhin von einer angespannten Angebotslage und solider industrieller Nachfrage getragen. Insbesondere die Automobilindustrie bleibt ein zentraler Treiber: Die anhaltend hohe Nachfrage nach Hybridfahrzeugen, vor allem in China während der traditionellen Hochsaison („Golden September, Silver October“), sorgt für einen stabilen Absatz von Katalysatoren – der wichtigsten Palladium-Anwendung. Auf der Angebotsseite verschärft sich die Lage weiter: Südafrika, das rund 30 % der globalen Palladiumproduktion stellt, meldete im August einen Rückgang der PGM-Förderung um 3 %, während Russland, mit etwa 40 % Marktanteil, weiterhin durch geopolitische Risiken und Exportrestriktionen beeinträchtigt ist.

Zudem spielt die Makrolage eine zunehmend stützende Rolle. Die Marktteilnehmer rechnen nach den jüngsten Aussagen von Fed-Vertretern mit weiteren Zinssenkungen in den USA, was die Attraktivität zinsloser Edelmetalle wie Palladium erhöht. Gleichzeitig verschärft der Rohstoffkonflikt zwischen China und den USA rund um Seltene Erden die Unsicherheit und verstärkt das Sicherheitsbedürfnis vieler Investoren – was sich in den vergangenen Wochen auch in kräftigen Zuflüssen in physisch gedeckte Edelmetall-ETFs zeigte.

Der starke Rücksetzer am Freitag ist vor allem technischer Natur. Nach dem steilen Anstieg in den ersten Oktobertagen wurden überhitzte Positionen glattgestellt, was den Markt kurzfristig unter Druck setzte. Trotzdem bleibt das übergeordnete Momentum intakt, da die strukturellen Engpässe fortbestehen. Die Saisonalität zeigt bis Ende November eine tendenzielle Seitwärtsphase, bevor die Wintermonate historisch häufig von steigender Nachfrage und erneuten Aufwärtsbewegungen geprägt sind.

FAZIT

Palladium hat nach seiner beeindruckenden Rally eine verdiente Verschnaufpause eingelegt. Der Rücksetzer ändert nichts an der bullischen Grundtendenz – im Gegenteil: Das Zusammenspiel aus anhaltenden Lieferengpässen, robuster Industrienachfrage und dovisher Geldpolitik spricht weiterhin für eine strukturell enge Marktverfassung. Kurzfristig könnten sich um 1.500 USD solide Unterstützungszonen bilden. Bleibt die geopolitische Lage angespannt und die Fed auf Lockerungskurs, dürfte Palladium in den kommenden Wochen erneut Anlauf auf die Zone um 1.700 USD nehmen.



PLATIN  - LONG

Platin verliert auf Wochenbasis -1,44%. 
Die letzte Woche im 30-Minuten-Chart: 


Platin nach 14-Jahreshoch unter Druck – starke Jahresperformance, aber markante Gewinnmitnahmen


Der Platinum-Future an der CME zeigte in der vergangenen Handelswoche ein eindrucksvolles, aber letztlich auch widersprüchliches Bild: Nach einem Ausbruch auf ein neues 14-Jahreshoch bei 1.770 USD je Unze am Donnerstag kam es am Freitag zu massiven Gewinnmitnahmen, sodass der Markt die Woche nur mit einem marginalen Plus von +0,59 % bei 1.629,80 USD beendete. Vom Wochenhoch bis zum Schlusskurs verlor Platin damit rund 8 %, was die kurzfristige Überhitzung nach der starken September-Rally deutlich machte.

Fundamental bleibt die Lage jedoch bemerkenswert robust. Das Edelmetall profitiert weiterhin von anhaltend starker industrieller Nachfrage, insbesondere aus der Automobilindustrie. Platin wird – ähnlich wie Palladium – in Katalysatoren eingesetzt, spielt aber zunehmend auch im Bereich der Wasserstoffwirtschaft und Brennstoffzellen eine strategische Rolle. Laut Daten des World Platinum Investment Council (WPIC) ist 2025 bereits das dritte Jahr in Folge mit einem globalen Angebotsdefizit zu rechnen, geschätzt auf rund 850.000 Unzen.

Auf der Angebotsseite bleibt die Situation angespannt. Südafrika, das rund 70 % der weltweiten Platinförderung stellt, kämpft mit strukturellen Problemen: Überflutungen, Stromausfälle und alternde Infrastruktur beeinträchtigen die PGM-Produktion, die im August laut Statistik um 3 % gegenüber dem Vorjahr zurückging. Gleichzeitig hat sich die Schmucknachfrage in China im zweiten Quartal um 137 % erhöht – ein klares Zeichen für die Breite des Nachfragewachstums über industrielle Anwendungen hinaus.

Auch die makroökonomische Gemengelage spielte eine zentrale Rolle: Die Erwartung weiterer Zinssenkungen der Federal Reserve und die anhaltenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China hatten den Preis in der ersten Wochenhälfte befeuert. Doch die anschließende Entspannung der Handelsrhetorik – insbesondere Trumps Aussage, dass ein 100-%-Tarif auf chinesische Importe „nicht nachhaltig“ sei – nahm Platin kurzfristig die Luft aus der Rally.

Technisch betrachtet bleibt das Edelmetall trotz der heftigen Korrektur in einem intakten Aufwärtstrend. Die Saisonalität spricht ebenfalls für das vierte Quartal: Historisch tendiert Platin von Oktober bis Jahresende häufig zur Stärke, getrieben durch Nachholeffekte in der Industrie und anziehende Schmucknachfrage.

FAZIT
Platin hat nach einer außergewöhnlichen Rally eine überfällige Atempause eingelegt. Trotz der scharfen Gewinnmitnahmen bleibt das Fundament intakt – knappe Angebotslage, steigende industrielle Nutzung und robuste Schmucknachfrage sprechen weiterhin für strukturelle Unterstützung. Solange der Kurs über 1.600 USD bleibt, ist die Korrektur als gesunde Konsolidierung innerhalb eines dynamischen Aufwärtstrends zu werten. Ein erneuter Anlauf auf die 1.700-USD-Marke dürfte nur eine Frage der Zeit sein, sofern das makroökonomische Umfeld stabil bleibt.


SILBER - LONG

Silber gewinnt auf Wochenbasis +6,56%.
Die letzte Woche im 30-Minuten-Chart:


Silber erreicht neues Allzeithoch – kräftige Rally mit abruptem Wochenschluss


Der Silber-Future an der CME setzte seine beeindruckende Rally auch in der vergangenen Handelswoche fort und legte um +6,56 % zu. Damit markierte das Edelmetall bereits die neunte Gewinnwoche in Folge. Am Freitag erreichte Silber mit 53,765 USD je Unze ein neues Allzeithoch, bevor es am Nachmittag zu einer scharfen Korrektur kam. Die Gewinne der gesamten Edelmetallgruppe wurden im Zuge einer plötzlichen Risk-On-Bewegung teilweise abverkauft, sodass der Future die Woche schließlich bei 50,625 USD beendete – immer noch auf sehr hohem Niveau. 

Der übergeordnete Trend bleibt klar aufwärtsgerichtet. Silber profitiert weiterhin von breiter geopolitischer Unsicherheit, massiven Erwartungen an geldpolitische Lockerungen und einem strukturell engen physischen Markt. Besonders auffällig ist die anhaltende Knappheit an physischem Metall in London, die bereits zu Liquiditätsengpässen geführt hat. Mehrere Fonds sahen sich gezwungen, Zuflüsse in Silber-ETFs vorübergehend zu begrenzen, während die physische Nachfrage aus Indien außergewöhnlich stark bleibt. Hinzu kommen Sorgen über die Stabilität des US-Bankensektors, nachdem erneut Fälle von Kreditbetrug bei Regionalbanken bekannt wurden – ein Faktor, der die Flucht in Sachwerte zusätzlich befeuerte.

Gleichzeitig mehren sich Stimmen, dass der Markt überhitzt sein könnte. Der abrupte Rücksetzer am Freitag war vor allem technisch getrieben – viele Trader nutzten die neuen Höchststände, um Gewinne zu realisieren. Kurzfristig dürfte sich der Markt daher in einer Konsolidierungsphase befinden, bevor die strukturellen Faktoren erneut dominieren.

Aus saisonaler Sicht zeigt sich das Bild gemischt: Historisch tendiert Silber von Oktober bis Anfang Dezember zu einer Seitwärts- bis leichten Schwächephase, bevor es im weiteren Winterverlauf häufig zu erneuten Aufwärtsimpulsen kommt.

FAZIT

Silber bleibt eines der dynamischsten Edelmetalle des Jahres 2025. Trotz der spürbaren Korrektur zum Wochenschluss ist das Momentum weiterhin intakt – getragen von anhaltender physischer Knappheit, geopolitischen Risiken und geldpolitischem Rückenwind. Kurzfristige Rücksetzer könnten daher erneut Kaufgelegenheiten bieten, solange die Marke von 50 USD verteidigt wird. Ein nachhaltiger Ausbruch über 54 USD würde den Weg für eine Fortsetzung der Superrally im Winter ebnen.



TTF NATURAL GAS - LONG

TTF Natural Gas verliert auf Wochenbasis -0,13%. 
Die letzte Woche im Chart: 


TTF Natural Gas: Trügerische Ruhe – Europas Speicherstände auf gefährlich niedrigem Niveau


Der TTF Natural Gas Future zeigte sich in der vergangenen Handelswoche nahezu unverändert und verlor auf Wochensicht minimale 0,13 %. Der Frontmonat schwankte in einer engen Spanne zwischen 31,60 € und 32,50 € je Megawattstunde und schloss am Freitag bei 31,84 €, womit sich der Markt technisch stabil, aber richtungslos präsentierte. 

Hinter dieser vermeintlichen Ruhe verbirgt sich jedoch ein zunehmend riskantes Fundament. Die aktuellen Gasspeicherstände in Deutschland liegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres und weit unter dem historischen Minimum der Jahre 2018 bis 2021. Diese Entwicklung steht in starkem Kontrast zur allgemeinen Marktstimmung, die derzeit von auffälliger Selbstzufriedenheit geprägt ist. Offensichtlich verlassen sich viele Marktteilnehmer auf den milden Herbst und stabile LNG-Zuflüsse – doch das kann sich rasch ändern, wenn der Winter kälter ausfällt als erwartet.

Auch auf europäischer Ebene zeigen sich Anzeichen von Sorglosigkeit. Der Gesamtfüllstand der EU-Gasspeicher bewegt sich aktuell zwar im Komfortbereich, aber die Nachfüllraten flachen merklich ab. Zugleich deuten Prognosen darauf hin, dass die Importkapazitäten über LNG-Terminals im Dezember und Januar stärker beansprucht werden könnten, sobald die asiatische Nachfrage (insbesondere aus China und Südkorea) saisonal anzieht. Damit könnte Europa in den kommenden Monaten erneut in einen intensiven Wettbewerb um Flüssiggaslieferungen geraten – ein Szenario, das in den aktuellen Preisen kaum eingepreist ist.

FAZIT

Der TTF-Future mag sich auf dem Papier seitwärts bewegen, doch die strukturellen Risiken unter der Oberfläche nehmen zu. Die niedrigen Speicherstände und die selbstgefällige Marktstimmung sind ein Warnsignal. Sollte der Winter früh und streng einsetzen oder geopolitische Störungen hinzukommen, dürfte die Preisvolatilität rasch zurückkehren. Kurz gesagt: Der Markt schläft – aber der Winter kommt.



WEIZEN - LONG

Weizen gewinnt auf Wochenbasis +1,15% %.

Die letzte Woche im 15min Chart:



Weizen stabilisiert sich leicht – technische Erholung über der 500er-Marke


Der Weizen-Future an der CBOT konnte sich in der vergangenen Handelswoche erstmals seit mehreren Wochen leicht erholen und verzeichnete ein Plus von +1,15 %. Der Dezember-Kontrakt schloss am Freitag bei 504,5 US-Cent je Bushel und damit oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 500 US-Cent. Nach einer langen Phase anhaltenden Abwärtsdrucks markierte dies eine kleine, aber technisch bedeutsame Stabilisierung.

Fundamental bleibt das Umfeld allerdings herausfordernd. Die globalen Überkapazitäten im Weizenmarkt lasten weiter schwer auf den Preisen. Sowohl Russland als auch Argentinien melden Rekordernten, die das weltweite Angebot weiter erhöhen dürften. Russland hob seine Produktionsprognose auf 87,8 Mio. Tonnen an, während Argentinien mit 22–23 Mio. Tonnen nahe an historischen Höchstständen liegt. Auch die Ukraine bleibt trotz geringerer Exporte im Markt aktiv. Diese Entwicklung sorgt international für anhaltenden Preisdruck und verhindert bislang eine nachhaltige Trendwende.

Hinzu kommt der anhaltende Government Shutdown in den USA, der die Veröffentlichung zentraler USDA-Daten wie Crop Progress oder WASDE blockiert. Ohne offizielle Ertrags- und Exportdaten müssen sich Marktteilnehmer auf private Schätzungen und Umfragen stützen, was die Unsicherheit erhöht und das Handelsvolumen dämpft.

Technisch betrachtet deutet sich jedoch eine Bodenbildung an: Nach Tiefständen zwischen 4,89 und 4,93 US-Cent kam es zum Wochenschluss zu Short-Covering und Schnäppchenkäufen, die den Future wieder über die 500er-Schwelle hoben. Auch wenn dies noch keine Trendwende signalisiert, zeigt sich erstmals seit Wochen eine gewisse Stabilisierung des Sentiments.

FAZIT
Der Weizenmarkt bleibt fundamental klar bearish, doch die technische Erholung über 500 US-Cent ist ein erstes positives Signal. Solange die Marke verteidigt wird, könnte sich der Markt kurzfristig weiter stabilisieren. Mittel- bis langfristig aber dominieren weiterhin Rekordernten, hohe Lagerbestände und schwache Exportnachfrage – Faktoren, die eine nachhaltige Erholung vorerst begrenzen.


WTI Crude Oil - LONG

WTI Crude Oil verliert auf Wochenbasis -0,98%.

Die letzte Woche im 10min Chart:



WTI Crude bleibt unter Druck – dritte Verlustwoche in Folge unter der 60-Dollar-Marke


Der WTI Crude Oil Future verzeichnete auch in der vergangenen Handelswoche anhaltende Schwäche und schloss mit einem Minus von 0,98 % bei 57,64 USD je Barrel, womit er seine dritte Verlustwoche in Folge verbuchte. Trotz kurzfristiger Stabilisierungstendenzen zum Wochenschluss bleibt das Chartbild angeschlagen: Der Markt handelt weiterhin deutlich unter der psychologisch wichtigen Marke von 60 USD – ein Niveau, das früher als solide Unterstützung galt, nun aber als klarer Widerstand fungiert. 

Fundamental dominieren derzeit Angebots- und Nachfragerisiken mit klar bearishen Vorzeichen. Die US-Produktion erreichte mit 13,636 Mio. Barrel pro Tag ein neues Rekordhoch, während die Zahl aktiver Bohrungen mit 418 Rigs seit Wochen nahezu konstant bleibt. Der von der IEA prognostizierte globale Überschuss von bis zu 4 Mio. Barrel pro Tag im Jahr 2026 verstärkt die Sorgen um ein strukturelles Überangebot. Parallel dazu steigen die Lagerkapazitätsbuchungen an wichtigen Knotenpunkten – ein deutliches Zeichen dafür, dass Händler mit fortgesetztem Preisdruck rechnen.

Geopolitisch sorgt das Ringen zwischen den USA, China und Russland für zusätzliche Unsicherheit. Präsident Trump kündigte Treffen sowohl mit Xi Jinping als auch mit Wladimir Putin an – was an den Märkten Spekulationen über mögliche neue Absprachen, aber auch über eine Lockerung der Russland-Sanktionen auslöste. Ein solcher Schritt würde kurzfristig die globale Angebotslage weiter entspannen und den Ölpreis zusätzlich belasten. Auf der anderen Seite dämpfte die Aussicht auf eine Annäherung im US-China-Handelskonflikt die schlimmsten Rezessionsängste – ein Faktor, der den Preisverfall am Freitag vorübergehend bremste.

Auch die Datenlage in den USA bleibt gemischt: Laut EIA lagen die Rohölbestände 3,4 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt, während Destillatvorräte 6,9 % darunter und Benzinbestände leicht darüber notieren. Das spricht für ein insgesamt komfortables, aber nicht überversorgtes Marktumfeld. Dennoch wiegen die makroökonomischen Belastungsfaktoren – insbesondere das hohe Zinsniveau und die schwächelnde Nachfrage aus Asien – schwer.

FAZIT

Der WTI-Future bleibt fundamental angeschlagen und kämpft mit einem veritablen Überangebot, geopolitischen Unsicherheiten und einer gebremsten Nachfrageerholung. Solange die Preise unter 60 USD verharren, bleibt die kurzfristige Tendenz klar abwärtsgerichtet. Erst ein nachhaltiger Ausbruch über diese Marke – unterstützt durch Nachfragesteigerungen oder OPEC-Disziplin – könnte den Markt stabilisieren. Bis dahin gilt: Die Bären behalten die Oberhand, und jede Erholung dürfte vorerst nur technischer Natur bleiben.



Zucker - LONG

Zucker verliert auf Wochenbasis -2,25% %.

Die letzte Woche im 10min Chart:



Sugar rutscht weiter ab – Überangebot und starke Ernten drücken die Preise


Der Zucker-Future (ICE US) setzte seine Schwächephase in der vergangenen Handelswoche fort und fiel um –3,73 % auf 15,50 US-Cent je Pfund. Damit verzeichnete der Markt bereits die zweite deutliche Verlustwoche in Folge und markierte zugleich den tiefsten Stand seit über vier Jahren. Zwischenzeitliche Erholungsversuche blieben kurzlebig – das fundamentale Umfeld bleibt klar von Überangebot geprägt.

Im Mittelpunkt der Abwärtsbewegung steht der globale Produktionsüberhang, der sich durch eine Reihe von Rekordernten in den wichtigsten Exportländern weiter zuspitzt. Die UNICA meldete zuletzt, dass Brasiliens Zuckerproduktion im Center-South in der zweiten Septemberhälfte um +10,8 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, bei gleichzeitig höherem Zuckerausstoß pro Tonne Rohr (51,17 % vs. 47,73 % im Vorjahr). Auch in Indien deutet sich mit dem besten Monsun seit fünf Jahren eine starke Saison an: Die dortige Zuckerproduktion soll 2025/26 um bis zu 25 % steigen – was die globale Angebotslage weiter entspannt. Selbst die ethanolbedingte Umleitung von 4 Mio. Tonnen Zucker dürfte das Überangebot kaum dämpfen.

Zusätzlichen Druck bringt Thailand, der drittgrößte Zuckerproduzent der Welt: Die Thai Sugar Miller Corporation rechnet mit einem Produktionsanstieg um +5 % auf 10,5 Mio. Tonnen, was die Exporte in der Region weiter anheizen dürfte. Damit entsteht ein Bild globaler Überversorgung – ein Umstand, den sowohl die BMI Group als auch Covrig Analytics in ihren Prognosen bestätigen. Beide erwarten für die laufende Saison deutliche Produktionsüberschüsse von 4 bis 10 Mio. Tonnen, während der USDA sogar ein neues Allzeithoch bei der weltweiten Zuckerproduktion von über 189 Mio. Tonnen prognostiziert.

Technisch bleibt das Chartbild angeschlagen: Der Future hat in den letzten Monaten über 30 % an Wert verloren und befindet sich weiterhin in einem klaren Abwärtstrend. Eine nachhaltige Stabilisierung ist derzeit nicht in Sicht – zu stark wirken die Fundamentaldaten gegen mögliche technische Rebounds. Erst wenn sich Hinweise auf Ernteprobleme in Brasilien oder Indien mehren oder die Nachfrage aus Asien stärker anzieht, könnte sich das Bild wieder aufhellen.

FAZIT

Der Zuckerpreis steht weiter unter massivem Druck – getragen von Rekordernten, globalem Überangebot und nachlassender Nachfrage. Kurzfristige technische Gegenbewegungen bleiben möglich, doch das fundamentale Bild ist klar bearish. Erst eine deutliche Produktionsdrosselung oder witterungsbedingte Ausfälle könnten den Markt in den kommenden Monaten wieder stabilisieren. Bis dahin gilt: Die Bären haben das Kommando, und der süße Rohstoff bleibt bitter.



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